Hallo SirGalax,
ich glaube, dass wir bisher aufs Schärfste aneinander vorbeigeredet haben!
Du meinst das Alltägliche, die alltäglichen Wunschvorstellungen: das Suchen nach einer idealen Welt. Ideale Welten unterliegen Wertvorstellungen, und zwar im Bezug auf Tatsachen, also das, von dem wir annehmen, es sei objektiv (die Existenze einer bewusstseinunabhängigen Welt).
Natürlich: diese Vorstellungen gibt es - aber sie sind im engeren Sinne nicht Philosophie, sie sind Literatur! Und natürlich folgen sie einer anderen Art von "Logik", aber nicht der eigentlichen Logik, also Modallogik, formale Logik, etc.
Mit diesem Begriff, den Du anführst, meinst Du etwas wie "Maxime" oder "Richtlinie", wonach sich Vorstellungen und Phantasien (nicht abwertend) richten.
Es ist wohl das, was Wittgenstein meinte, als er sagte, philosophische Probleme entstünden durch falsche Benutzung der Sprache. "Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unsres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache." - Freilich, lösen sich philosophische Probleme i.a. nicht durch Sprachkritik, aber so einiges, z.B. ob Logik notwendig ist, und Du meinst: es müsse sich nicht alles um Logik drehen. Dabei benutzt Du dann Beispiele, die Du nennst, sagst, sie richteten sich gar nicht danach und stellst die Notwendigkeit eben jener Logik in Frage.
Doch wirst Du nicht umhinkommen, einzuräumen, dass alles Denken, dass Ergebnisse erzeugt, logisch ist: in der Theorie kann man unlogisches sich gar nicht vorstellen (versuch Dir doch mal einen Tisch vorzustellen, auf dem eine Vase gleichzeitige steht und nicht steht!) - so gesehen würde ich mir jedoch selbst ins Bein schießen, denn das implzierte ja, auch ein Traum folgt der Logik.
Es geht aber anders. Es muss anders sein. Schau': selbst die Wissenschaft ist noch nicht bewiese worden, obgleich die Wissenschaft zu einer Überzeugung gehört, die - im psychologischen Sinne - der von den "unlogischen Träumen" gleichkommt. Nämlich der Glaube an eine durch Wissenschaft vollständig erklärbare Welt, bzw. eine Welt, in der alles an"schau"liche (empirische) erklärt werden kann. Aber Hume und Popper bewiesen das Gegenteil. Hume warf das Problem auf. Damals sagte er, die Wissenschaft schlösse nur induktiv (d.h. vom Besonderen aufs Allgemeine). Dann bleibt das Problem, dass Du einen "leeren Raum" hast, von dem Du ja keine Aussage machst, bzw. machen kannst. Du nimmst es nur an. Also ist alles Wissenschaft Annahme. Also können wir gar keine Aussagen zur Realität machen, die wahr sind. Überhaupt ist die Auszeichnung als Wissen problematisch, denn - nun durch Popper erwiesen - ist alles wissenschaftliche dadurch klassifiziert, dass es widerlegbar ist!! Wir erhalten nur eine Annährung an eben die Wahrheit, die wir suchen. Wir können nun nicht davon ausgehen, dass wir Wahrheit und das "Ding an sich" sehen, sondern nur Erscheinungen, die auch Experimente, usw. nicht umgehen können. Wir haben also nur Aussagen-Netze und Verknüpfungen in unserem Kopf, die sich auf die Welt beziehen. Aus eben diesem Grunde müssen wir schauen, dass unser Meinungsnetz (nach Quine) im inneren nicht mit der Logik konfligiert, und - am äußeren Rand - nicht mit Erscheinungen. (Mittig sind Naturwissenschaftliche Sätze). Der Theorie nach gibt es mehrere Weltbilder, die alle nebeneinader bestehen können, ohne dass man feststellen kann, welches nun richtig sei. Monismen und Dualismen gibt es seit jeher, und ändern wird sich das nicht.
Es erscheint mir aber abgehoben, wissenschaftliche Theorien als absolut zu bezeichnen, da sie mit einer großen Wahrscheinlichkeit widerlegt werden (man denke an die Newtonsche Physik und die Relativitätstheorie). Also bezeichnest Du die Realität, ohne dass Du es begründen kannst - nur glauben oder annehmen. Aber dann setzt Du noch einen drauf und widersprichst eben den, und ersetzt es durch weitere mögliche Welten, in der Annahme, diese könnten wahr sein. (Zweifelsohne ist diese Welt hier kontingent, aber das impliziert, dass eben diese Welt so existiert, nicht anders. Natürlich können wir keine absolut wahren Aussagen machen, aber das ist nur die andere Seite der Münze - an dieser Fragestellung nicht von Belang.)
Wir haben also zwei Messlatten, an denen wir ablesen, was okay ist, und was es nicht ist. Du gehst von Alltag aus. Vom Alltag her gesehen sind solche Fragestellungen okay. Ein Soldat muss praktisch glauben, dass das, was er tut, eine Art transzendenten Sinn hat. Es ist nötig, damit er eben dies tut - aber das wollen doch nur anderen von ihm!!
Träume haben nur den Zweck, den Alltag - der nebenbei noch aus indoktrinierten Weltbildern besteht - zu erleichtern. Der Mensch, der zwölf Stunden arbeitet will keine Wahrheit, keine Fragerei, er will nicht nachdenken - er will Befriedigung. Der Student, der Wissenschaft studiert und sieht: er besteht aus Atomen, Elektronen und Quanten, der will das nicht akzeptieren (es widerstrebt unseren - kindlichen - Erfahrungen), er will ein Weltbild, dass er als schön empfindet, er will in einer Welt leben, die von Sinn erfüllt ist, und er will "der Held sein". Natürlich ist es so, was sonst?!? - Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist, dass er nämlich auch sein Weltbild für richtig hält, obwohl es unbefriedigend ist. Aber selbst das ist nicht notwendig, nur wahrscheinlich. Nicht WIE die Welt existiert, ist das Rätselhafte. Es ist nur rätselhaft, DASS sie existiert.
Der Tod - also ein Ende - ist demnach gar nichts schlechtes, zumal etwas Natürliches. Eine Art gespannte Neugierde wäre angebracht.
Gruß,
Murphy
edit/PS.: Wertvorstellungen sind nicht das Problem. Und ich konsumiere auch gerne Fantasy (z.B.) - aber nur als Geschichte. Ich ziehe nicht die Möglichkeit in Betracht, dass die Welt anders ist, wie wir annehmen. Es IST ja der Fall. Aber die Lösung einzelner Autoren oder Menschen, bzw. Phantasien geht in die falsche Richtung und entfernt sich sogar mehr von der Wahrheit.