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16.09.2007, 17:14

Hallo Murphy,

wir gehen die Sache unterschiedlich an, es gibt eben zwei Möglichkeiten, man sieht es rein wissenschaftlich, oder philosophisch. Ich bin mehr der Philosoph. ;)

Die momentane wissenschaftliche Antwort kann nur irgendwo zwischen Wahrheit und Lüge liegen, eine Theorie ist auch nur eine höhere Form der Behauptung. um nun so eine Frage zu beantworten, sind diese Theorien interessant und machen alles ziemlich kompliziert. Nach der Branetheorie könnte nicht mal einen Millimeter neben uns eine andere Welt sein, nur können wir sie nicht sehen. Also müsste man schon einmal differenzieren, zwischen Leben im für uns erreichbaren und sichtbaren Raum und dem Leben, das es vielleicht dort gibt, wo wir es nicht sehen können. Dazu muss man die Frage stellen ob alles Leben so aufgebaut ist, wie wir der Meinung sind, das es so funktioniert.

Die Unendlichkeit ist eine Annahme, meiner Meinung nach ist genau das (für uns alle) unendlich, das wir nicht für uns zusammenfassend begreifen können. Z.B. ist das Wissen der Erde für mich unendlich, weil ich es nie komplett erfassen kann. Klar, in der Theorie ist es endlich, aber nicht von meinem Standpunkt aus. Genauso wie einem das Leben unendlich vorkommt, weil man nie weiß wann es endet, wir wissen das es nicht so ist.

Das ist kein Totschlagargument, nicht mal ein normales Argument, sondern eine Frage. Dabei geht es auch um die Philosophie, die übrigens keine gültigen Erkenntnisse hervorbringt, dafür ist die Wissenschaft da.
Philosophisch betrachtet stellt sich dann natürlich die Frage, macht es Sinn? Wir haben die Annahme der Unendlichkeit, macht es Sinn etwas zu suchen, das am Ende der Unendlichkeit liegen könnte, das wir nie erreichen? Macht es Sinn etwas zu Suchen das mitten in der Unendlichkeit liegen könnte, wo wir nicht einmal wissen wo die Mitte ist? Macht es Sinn etwas zu Suchen, das in etwas liegt, das wir nicht erfassen können und es darum für unendlich halten?
Wir können nah dran sein, aber zu weit weg um es zu sehen.
Ist es nicht sinnvoller erst das aus zu reizen, was wir haben, bevor wir dort weiter machen, wo wir nichts haben? Unsere Arbeit ist nicht verloren, sie ist ein Meilenstein für die Nächsten, die kommen werden und dort weiter machen, wo wir aufgehört haben.
Es ist doch gerade dieser überzogene Expansionsgedanke der Menschen, der sie immer wieder verlieren lässt. Wir packen uns die Hände voll Bücher, die wir nie lesen können, anstatt eins zu ende zu lesen.

Die Endgültige Erforschung unserer Erde, könnte uns Anhaltspunkte dafür geben, wonach wir suchen können.

Wie gesagt, ich bin nicht so der Wissenschaftler.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Opodeldox« (16.09.2007, 21:11)


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16.09.2007, 21:21

Unendliche Philosophie

Guten Tag, auf Wunsch von Murphy starte ich diesen Thread. Der Anfangspost wird gleich hierher verschoben.


Naja, nun ist er leider darüber gelandet ^^



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21.09.2007, 17:33

Hallo,

der Leitfaden des Thread, wie ist er? Ist er: Was ist unendlich (sind es z.B. Gegenstände)? Was ist Unendlichkeit?

Es ist natürlich klar, Du kannst philosophisch Antworten geben, aber auch die müssen der Logik gehorchen, wie alles in der Welt den logischen Gesetzen unterworfen ist (zumindest nach Dekohärenz). Daher kann die Wissenschaftliche Antwort gar nicht zwischen Wahrheit und Lüge liegen, sondern sie kann nur Aussagen machen, die entweder wahr oder falsch sind.

Etwas ist dann Unendlich, wenn es kein Ende hat - ist dann auch ein Kreis unendlich? Oder ist das Ende, wenn er den dreidimensionalen Raum ausfüllen soll? Er ist wohl in mancher Hinsicht gar nicht UNendlich, hat aber als Figur kein Ende.

Oder eine Strecke von einem Zentimeter - hat zwei Enden, aber unendlich viele Punkte. Ist er nun unendlich? Dann ist alles unendlich. D.h. danach darf man nicht gehen.

Worum es (meiner Erinnerung nach) ging, war: ist das Universum unendlich? Dann muss es nicht eine Unendlichkeit in der Teilbarkeit, sondern in der Räumlichkeit - der Ausdehnung - sein.


Du sprichst die Notwendigkeit oder die Nützlichkeit von philosophischen und wissenschaftlichen Überlegungen an. Ich möchte hier Heisenberg zitieren, seine Ansicht ist sehr interessant:

In »Über die Verantwortung des Forschers« (aus: Quantentheorie und Philosophie, Raclam) schreibt er von der Gefangenschaft, in der er mit anderen Atomforschern (u.a. Otto Hahn und Carl Friedrich) war. Dort erfuhren sie von Hiroshima, und Hahn (der daran mitgearbeitet hatte) verzog sich nach der Meldung zurück in ein Zimmer, er war anscheinend depressiv.

Heisenberg stellt sich nun - aus einem anderen Blickwinkel - wie Frage, ob Forschung denn nun nützlich ist, ob man das Geld nicht besser anders investierte, und ob die Wissenschaft nicht sogar gefährlich ist. Er stellt sich die Frage, inwiefern die Verantwortung des Forschers hier liegt.

Am Morgen nach der erschreckenden Nachricht gingen dort Carl Friedrich und ich lange Zeit sinnend und redend auf und ab. Das Gespräch begann mit der Sorge um Otto Hahn, und Carl Friedrich mag es mit einer schwierigen Frage begonnen haben. »Man kann ja verstehen, daß Otto Hahn darüber verzweifelt ist, daß seine größte wissenschaftliche Entdeckung jetzt mit dem Makel dieser unvorstellbaren Katastrophe behaftet ist. Aber hat er Grund, sich in irgendeiner Weise schuldig zu fühlen. Hat er mehr Grund dazu als irgendeiner von uns anderen, die wir alle an der Atomphysik mitgearbeitet haben? Sind wir alle an diesem Unglück mitschuld, und worin besteht diese Schuld? (S. 78f)

Die Antwort von Heisenberg fand ich sehr gut, ich habe sie in mein Meinungsnetz integriert - der Abschnitt gibt das kurz wieder. Das Gespräch wird ja noch vertieft und Friedrich antwortet noch, usw. Heisenberg meint:

»Ich glaube nicht«, versuchte ich zu antworten, »daß es Sinn hat, hier das Wort >Schuld< zu verwenden, selbst wenn wir in irgendeiner Weise in diesen ganzen Kausalzusammenhang verwoben sind. Otto Hahn und wir alle haben an der Entwicklung der modernen Naturwissenschaft teilgenommen. Diese Entwicklung ist ein Lebensprozeß, zu dem sich die Menschheit, oder wenigstens die europäische Menschheit, schon vor Jahrhunderten entschlossen hat - oder wenn man vorsichtiger formulieren will, auf den sie sich eingelassen hat. Wir wissen aus Erfahrung, daß dieser Prozeß zum Guten und Schlechten führen kann. Aber wir waren überzeugt - und das war insbesondere der Fortschrittsglaube des 19. Jahrhunderts -, daß mit wachsender Kenntnis das Gute überwiegen werde und daß man die möglichen schlechten Folgen in der Gewalt behalten könne. An die Möglichkeit von Atombomben hat vor der Hahnschen Entdeckung weder Hahn noch irgendein anderer von uns ernstlich denken können, da die damalige Physik keinen Weg dahin sichtbar machte. An diesem Lebensprozeß der Entwicklung der Wissenschaft teilzunehmen, kann nicht als Schuld angesehen werden.« (S. 79)

Friedrich antwortet:

»Es wird natürlich jetzt radikale Geister geben«, setzte Carl Friedrich das Gespräch fort, »die meinen, man müsse sich in Zukunft von diesem Entwicklungsprozeß der Wissenschaft abwenden, da er zu solchen Katastrophen führen könne. Es gebe wichtigere Aufgaben sozialer, wirtschaftlicher und politischer Art als den Forschritt der Naturwissenschaft. Damit mögen sie sogar recht haben. Aber wer so denkt, verkennt dabei, daß in der heutigen Welt das Leben der Menschen weitgehend auf diesen Entwicklungen der Wissenschaft beruht. Würde man sich schnell von der ständigen Erweiterung der Kenntnisse abwenden, so müßte die Zahl der Menschen auf der Erde in kurzer Zeit radikal reduziert werden. Das aber könnte wohl nur durch Katastrophen geschehen, die denen der Atombombe durchaus vergleichbar oder noch schlimmer wären. [...]« (S. 79f)


Es ist natürlich klar, dass die beiden Wissenschaftler sind und so die Wissenschaft auf auch ethischer Ebene verteidigen müssen. Einen der Wissenschaft unvoreingenommenen Wissenschaftler wirst Du auch so nie finden. Nur - in gewisser Weise - haben die beiden Recht.

Philosophische Probleme werden nicht dadurch unnütz, dass sie keine Ergebnisse vorbringen. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden nicht dadurch schlecht, dass man sie zu schlechten Zwecken missbrauchen kann. Beides ist eine weit verbreitete, jedoch undifferenzierte Meinung. Wenn man nun mal bedenkt, ein Philosoph könne etwas allgemeingültiges finden (die Möglichkeit besteht immer. Damit etwas so ist, wie es ist, muss auch die Möglichkeit gegeben sein, dass es eben nicht so ist!) Freilich, das wir nicht passieren. Aber die Fragestellungen sind für die Menschheit von äußerster Bedeutung. Stellte man sich ein großes Normenbuch mit Allgemeingültigkeit vor, so gäbe es (u.U.) keine Kriege, da sich jeder daran halten müsste. Dasselbe gilt natürlich auch für Wissenschaften. Zahnersatz, wenn man glaubte, eine Raupe sei im kaputten Zahn? - Nie im Leben. Etc.

Die Philosophie hat natürlich die Aufgabe, Erkenntnisse auf empirischer Ebene in ein metaphysisches Weltbild einzuordnen. Die Philosophen sind hier allerdings eher auf die Grenzen der menschenfassbaren Erkenntnis gestoßen, wie die Wahrheit zu finden. Zudem sind viele Philosophien von der Meinung (und dem Wunsch) der Verfasser beeinflusst.

Man könnte auch einwenden, was denn die Rolle der Unendlichkeit für Erkenntnis ist - ich weiß es nicht. Es springt hier wohl ein dritter Grund ein, der beinahe alles "freche Fragen in die Natur der Dinge" rechtfertigt: Neugier. Damit habe ich die Frage beantwortet.

Gruß,
Murphy

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Murphy« (21.09.2007, 17:43)