Ich glaube die folgende Diskussion zwischen Vater und Sohn passt zu diesem Thema ... F = Frage ; A = Antwort.
F: Du, Papa, Warum mußten wir den Irak angreifen?
A: Weil sie Massenvernichtungswaffen hatten.
F: Aber die Inspektoren haben keine Massenvernichtungswaffen gefunden.
A: Weil die Iraker sie versteckt haben.
F: Und deshalb haben wir den Irak erobert?
A: Ja. Eroberungen funktionieren immer besser als Inspektionen.
F: Aber nachdem wir ihn erobert hatten, haben wir immer noch keine Massenvernichtungswaffen gefunden, oder?
A: Weil die Waffen so gut versteckt sind. Mach Dir keine Sorgen, wir
werden etwas finden, vermutlich kurz vor den Wahlen in 2004.
F: Warum wollte der Irak die ganzen Massenvernichtungswaffen haben?
A: Um sie im Krieg zu benutzen, Dummerchen.
F: Ich bin verwirrt. Wenn sie all diese Waffen hatten, die sie im
Krieg benutzen wollten, warum haben sie die Waffen nicht benutzt, als
wir mit ihnen Krieg hatten?
A: Nun, offensichtlich wollten sie nicht, daß irgendjemand weiß, daß
sie diese Waffen haben und so entschlossen sie sich, lieber zu
tausenden zu sterben anstatt sich zu verteidigen.
F: Das macht keinen Sinn. Warum sollten sie sich entschließen zu
sterben wenn sie doch all diese großen Waffen hatten, mit denen sie
sich hätten wehren können?
A: Es ist eine andere Kultur. Da machen Dinge halt keinen Sinn.
F: Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich glaube nicht, daß sie
irgendwelche Massenvernichtungswaffen hatten, wie unsere Regierung das
behauptete.
A: Naja, weißt Du, es ist nicht eigentlich gar nicht wichtig, ob sie
die Waffen hatten. Wir hatten einen anderen guten Grund, sie
anzugreifen.
F: Und welcher war das?
A: Auch wenn der Irak keine Massenvernichtungswaffen hatte, war Saddam
Hussein ein böser Diktator, was auch ein guter Grund ist, ein anderes
Land anzugreifen.
F: Warum? Was tut ein böser Diktator, um einen Angriff auf sein Land
zu rechtfertigen?
A: Naja, unter anderem hat er sein eigenes Volk gefoltert.
F: So wie sie es in China machen?
A: Vergleich China nicht mit dem Irak. China ist ein guter
wirtschaftlicher Partner, wo Millionen von Leuten zu Sklavenlöhnen in
Sweatshops arbeiten, um US-Firmen reicher zu machen.
F: Wenn also ein Land seine Leute zum Gewinn amerikanischer Firmen
ausbeutet ist es ein gutes Land, auch wenn es sein Volk foltert?
A: Richtig.
F: Warum wurden die Leute im Irak gefoltert?
A: Größtenteils für politische Verbrechen, wie etwa das kritisieren
der Regierung. Leute, die im Irak die Regierung kritisiert haben,
wurden ins Gefängnis gesteckt und gefoltert.
F: Ist das nicht genau das, was in China passiert?
A: Ich hab's Dir doch gesagt, China ist etwas anderes.
F: Was ist denn in China sonst noch anders als im Irak?
A: Naja, unter anderem wurde der Irak von der bösen Baath-Partei
beherrscht, wogegen China kommunistisch ist.
F: Hast Du mir nicht mal gesagt, daß Kommunisten böse sind?
A: Nein, nur kubanische Kommunisten sind böse.
F: Inwiefern sind die kubanischen Kommunisten denn böse?
A: Naja, unter anderem werden Leute, welche die kubanische Regierung
kritisieren, ins Gefängnis gesteckt und gefoltert.
F: Wie im Irak?
A: Genau.
F: Und wie in China?
A: Wie ich schon sagte: China ist ein guter wirtschaftlicher Partner,
Kuba hingegen ist das nicht.
F: Wie kommt es denn, daß Kuba kein guter wirtschaftlicher Partner
ist?
A: Naja, weißt Du, damals in den 60ern erließ unsere Regierung einige
Gesetze, die es für Amerikaner illegal machten, mit Kuba Handel zu
betreiben oder Geschäfte zu machen bis sie keine Kommunisten mehr
sind, sondern Kapitalisten wie wir.
F: Aber wenn wir diese Gesetze loswerden, Handel mit Kuba betreiben
und Geschäfte mit ihnen machen würden, würde das den Kubanern nicht
helfen, Kapitalisten zu werden?
A: Willst du behaupten, du würdest es besser wissen, als unsere
Regierung?
F: Natürlich nicht. Wie sollte ich...
A: Egal. Ausserdem haben sie auch keine Religionsfreiheit auf Kuba.
F: So wie in China mit der Falun-Gong-Bewegung?
A: Hör endlich auf, schlecht über China zu reden. Wir wollten doch
eigentlich über den Irak sprechen. Ein weiterer Grund, den Irak
anzugreifen ist nämlich auch, dass Saddam Hussein durch einen
Militärputsch an die Macht gekommen und deshalb gar kein rechtmäßiger
Führer ist.
F. Was ist ein Militärputsch?
A: Das ist, wenn ein Militärgeneral die Regierungsgewalt eines Landes
mit Gewalt übernimmt, anstatt mit Wahlen, wie wir es in den USA
machen.
F: Ist nicht der Führer von Pakistan durch einen Militärputsch an die
Macht gekommen?
A: Du meinst General Pervez Musharraf? Ähm ja, das stimmt. Aber
Pakistan ist unser Freund.
F: Warum ist Pakistan unser Freund, wenn sein Führer nicht rechtmäßig
ist?
A: Ich habe nie gesagt, daß Pervez Musharraf nicht rechtmäßig ist.
F: Hast Du nicht gesagt, daß ein Militärgeneral, der an die Macht
kommt, indem er die rechtmäßige Regierung seines Landes mit Gewalt
umstößt, kein rechtmäßiger Führer ist?
A: Nur Saddam Hussein. Pervez Musharraf ist unser Freund weil er uns
geholfen hat, Afghanistan anzugreifen.
F: Warum haben wir Afghanistan angegriffen?
A: Wegen dem, was sie uns am 11. September angetan haben.
F: Was hat Afghanistan uns am 11. September angetan?
A: Nun, am 11. September haben 19 Männer - fünfzehn von ihnen aus
Saudi-Arabien - vier unserer Flugzeuge entführt und sie in wichtige
Gebäude in New York und Washington geflogen und dabei 4.000 Menschen
getötet.
F: Und was hat Afghanistan dabei gemacht?
A: In Afghanistan wurden diese bösen Menschen unter der
unterdrückenden Macht der Taliban trainiert.
F: Sind die Taliban nicht diese bösen radikalen Islamisten, die
Menschen Hände und Köpfe abgehackt haben?
A: Ja, genau die. Nicht nur, daß sie Menschen Hände und Köpfe
abgehackt haben, sie haben auch Frauen unterdrückt.
F: Hat die Bush-Regierung den Taliban im Mai 2001 nicht 43 Millionen
US-Dollar gegeben?
A: Ja, aber das war eine Belohnung, weil sie so erfolgreich gegen die
Drogen vorgegangen waren.
F: Sie sind gegen die Drogen vorgegangen?
A: Ja, die Taliban waren extrem hilfreich dabei, die Opiumproduktion
zu stoppen.
F: Wie haben sie das so gut hinbekommen?
A: Ganz einfach. Wenn Leute beim Anbauen von Opium erwischt wurden,
haben die Taliban ihnen ihre Hände und ihren Kopf abgehackt.
F: Wenn die Taliban Menschen die Hände und den Kopf abgehackt haben,
weil sie Pflanzen angebaut haben war das also in Ordnung, aber nicht,
wenn sie den Leuten aus anderen Gründen die Hände und den Kopf
abgehackt haben?
A: Genau. Es ist für uns in Ordnung, wenn radikale islamistische
Fundamentalisten Leuten die Hände abhacken, weil sie Pflanzen angebaut
haben, aber es ist böse, wenn sie den Leuten die Hände abhacken, weil
sie Brot gestohlen haben.
F: Hacken sie den Leuten in Saudi-Arabien nicht auch Hände und Köpfe
ab?
A: Das ist was anderes. Afghanistan wurde von einem tyrannischen
Patriarchat regiert, das Frauen unterdrückt hat und sie gezwungen hat,
in der Öffentlichkeit Burkas zu tragen, mit Steinigung als Strafe für
die Frauen, falls sie nicht gehorchten.
F: Müssen saudische Frauen in der Öffentlichkeit nicht auch Burkas
tragen?
A: Nein, saudische Frauen tragen nur eine tradionelle islamische
Körperbedeckung.
F: Was ist der Unterschied?
A: Die traditionelle islamische Körperbedeckung, wie sie von
saudischen Frauen getragen wird, ist ein züchtiges und doch elegantes
Kleidungsstück, das den ganzen weiblichen Körper außer den Augen und
den Fingern bedeckt.
Die Burka, auf der anderen Seite, ist ein böses Werkzeug der
patriarchalen Unterdrückung, welches den ganzen weiblichen Körper
außer den Augen und den Fingern bedeckt.
F: Das hört sich wie die gleiche Sache mit verschiedenen Namen an.
A: Naja... Du kannst Saudi-Arabien nicht mit Afghanistan vergleichen.
Die Saudis sind unsere Freunde.
F: Aber, ich dachte, 15 der 19 Flugzeugentführer vom 11. September
kamen aus Saudi-Arabien.
A: Ja, aber sie haben in Afghanistan trainiert.
F: Wer hat sie trainiert?
A: Ein sehr böser Mann mit dem Namen Osama bin Laden.
F: War er aus Afghanistan?
A: Äh, nein, er kommt auch aus Saudi-Arabien. Aber er ist ein böser,
ein
sehr böser Mann.
F: War er nicht mal unser Freund?
A: Nur als wir ihm und seinen Mujaheddeen in den 80ern geholfen haben,
die sowjetische Invasion in Afghanistan zurückzuschlagen.
F: Wer sind die Sowjets? Dieses böse kommunistische Imperium, von dem
Ronald Reagan gesprochen hat?
A: Es gibt keine Sowjets mehr. Die Sowjetunion hat sich 1990 oder so
aufgelöst und jetzt haben sie Wahlen und Kapitalismus wie wir. Jetzt
nennen wir sie Russen.
F: Die Sowjets - ich meine die Russen - sind jetzt also unsere
Freunde?
A: Naja, nicht wirklich. Weißt Du, sie waren viele Jahre unsere
Freunde, nachdem sie aufgehört hatte, Sowjets zu sein, aber dann
entschieden sie sich, unseren Angriff auf den Irak nicht zu
unterstützen und jetzt sind wir wütend auf sie. Wir sind auch wütend
auf die Franzosen und die Deutschen weil sie uns auch nicht geholfen
haben.
F: Die Franzosen und die Deutschen sind also auch böse?
A: Nicht wirklich böse, aber schlecht genug, daß wir "French Fries"
und "French Toast" in "Freedom Fries" und "Freedom Toast" umbenennen
mußten.
F: Benennen wir immer Lebensmittel um, wenn ein Land nicht tut, was
wir von ihm wollen?
A: Nein, das machen wir nur bei unseren Freunden. Unsere Feinde
greifen wir an.
F: Aber war der Irak nicht in den 80ern unser Freund?
A: Naja, eine Zeit lang schon.
F: War Saddam Hussein damals schon Führer des Iraks?
A: Ja, aber zu der Zeit hat er gegen den Iran gekämpft, was ihn
zeitweise zu unserem Freund gemacht hat.
F: Wieso hat ihn das zu unserem Freund gemacht?
A: Weil zu der Zeit der Iran unser Feind war.
F: Hat er zu der Zeit nicht die Kurden vergast?
A: Ja, aber da er zu der Zeit gegen den Iran gekämpft hat, haben wir
weggeschaut, um ihm zu zeigen, daß wir sein Freund sind.
F: Also wird jeder, der gegen unsere Feinde kämpft, automatisch unser
Freund?
A: Größtenteils schon, ja.
F: Und jeder, der gegen unsere Freunde kämpft wird automatisch unser
Feind?
A: Manchmal stimmt auch das. Wenn amerikanische Firmen aber daran
verdienen können, beide Seiten mit Waffen zu beliefern, ist das sogae
noch besser.
F: Warum?
A: Weil Krieg gut für die Wirtschaft ist, was bedeutet, daß Krieg gut
für Amerika ist. Und da Gott auf der Seite Amerikas ist, ist jeder
Kriegsgegner ein unamerikanischer Kommunist. Verstehst Du jetzt, warum
wir den irak angegriffen haben?
F: Ich glaube. Wir haben sie angegriffen, weil Gott wollte, das wir es
tun, richtig?
A: Ja.
F: Aber woher wußten wir, daß Gott will, daß wir den Irak angreifen?
A: Nun, weißt Du, Gott spricht direkt zu George W. Bush und sagt ihm,
was er tun soll.
F: Im Endeffekt sagst Du also, daß wir den Irak angegriffen haben,
weil George W. Bush Stimmen hört?
A: Ja! Endlich hast Du verstanden, wie die Welt funktioniert. Jetzt
mach Deine Augen zu, mach's Dir bequem und schlaf. Gute Nacht.
F: Gute Nacht, Papa.