Meiner Meinung nach geht die Verantwortung soweit, dass man auch immer zurückdenken kann und dabei nicht das Gefühl hat "oh scheise hätte ich doch nur....". Wenn ich jetzt also sehe das jemand in irgendeiner Weise belästigt wird muss ich einfach eingreifen. Ich will aber nicht jedem forschreiben das er in der gleichen Situation genauso handeln hätte müssen.
An dem "Elend da drausen" fühle ich mich relativ unbeteiligt, man kanns nicht ändern weil es gibt einfach viel zu wenige Menschen die bereit wären wirklich ernsthaft dafür zu kämpfen das es besser wird. Natürlich werden jetzt erstmal alle sagen "ich wäre sofort dabei"...aber wenn ihr dabei wärt warum tut ihr es nicht jetzt? Warum handeln nicht alle die von sich behaupten sofort handeln zu würden jetzt nicht? Genau aus dieser Überlegung herraus würde ich mich nicht zu denen zählen die wirklich was tun. Allerdings schmeckt mir mein kaffee auch besser wenn fair trade draufsteht![]()
Ich darf/soll/muss von der Schule aus verschiedene Meinungen zu diesem Thema einholen und darüber einen wirklich umfangreichen Text anfertigen. Da ich mich allerdings noch ziemlich am Anfang befinde und es mir fast unmöglich erscheint eine andere Sicht dieses Themas aufzuarbeiten als meine eigene, dachte ich mir, ihr könntet mir vielleicht dabei helfen. =)
- Wie interpretierst du diese Texte? Sind sie nachvollziehbar? Gibt es Unterschiede oder Gemeinsamkeiten? Welche Ratschläge und Aufforderungen entnimmst du den Texten?
„Hoffnungsgeschichten“ – Ingeborg Drewitz:
Wer die Slums, die Kinderprostitution, die Hungerkadaver, die Leichenberge Erschossener und Erschlagener sieht, wer die Arbeitslosenzahlen, Gewalt und Korruption zur Kenntnis nimmt, der bereitet sich statt auf Hoffnung auf Flucht vor: Flucht in die Private Scheinidylle. Flucht in den Konsum, Flucht in die "Hinter-mir-die-Sintflut"-Haltung.
Und doch müssen wir nach der Hoffnung fragen, weil es die Hoffnung geben muss. Weil Hoffnung uns verpflichtet nicht aufzugeben. Weil sie uns antreibt Wege zu suchen. Weil Hoffnung auch mit Verantwortung übersetzt werden kann: Verantwortung für die Missstände zu übernehmen und gegen sie anzukämpfen.
„Kleine Neujahrsansprache vor jungen Leuten“ - Erich Kästner:
Jeder ist mitverantwortlich für das, was auf der Welt geschieht, und für das, was unterbleibt. Aber wie kann man das lernen? Steht man nicht mit seinem Bündel Verantwortung wie in einem Wald bei Nacht ohne Licht und Weg? [...]
Hört auf euer Gewissen! Jeder Mensch hat eines.
Sucht euch Vorbilder! Es sind die Menschen, die im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken das gesagt oder getan hätten, wovor wir zögern.
Bewahrt euch den Humor! Er macht die Erde zu einem kleinen Stern, die Weltgeschichte zu einem Atemzug und uns selbst bescheiden.
Konstantin Wecker:
Und will man heut und hierzuland
halbwegs als Mensch gedeihn,
empfiehlt sich, zur rechten Zeit
genüsslich, dumm und faul zu sein.
Dann pfeif ich auf die Rederei
um Feind und Schuld und Sinn,
geb meinem Bauch zum Denken frei
und freu mich einfach, dass ich bin.
Ich weíß, nur mit dem Bauch
wird Macht und Bosheit nicht vertrieben,
doch vorher, Freunde, sollten wir
erst lernen, uns zu lieben.
- Deine Meinung: Soll der Mensch Verantwortung übernehmen für das, "was auf der Welt passiert"? Muss er es sogar? Kann man als Einzelner überhaupt etwas bewirken? Oder geht uns "das Elend da draußen in der Welt" gar nichts an?
Ist eigentlich keine wirkliche Aufgabe. In den Fächern Deutsch und Philosophie & Psychologie abe ich den gleichen Lehrer. Hab ihm erzählt, dass ich mich immer sehr für seine Aufgabenstellungen interessiere und auch, dass ich etwas in diese Richtung (nach meinem Abschlussjahr) weitermachen werde bzw. es zumindest versuche.^^ Also hab ich ihn gefragt, ob er vielleicht ein Thema wüsste, über das ich schreiben könnte - am nächsten Tag überreichte er mir dann diese 3 Texte und einige - recht allgemein gehaltene - Fragen zum Thema "Verantwortung". Ich solle mir selbst eine genauere Spezialisierung innerhalb dieses Themas aussuchen und mich damit befassen - in irgendeiner Art. Abgeben werde ich die Arbeit also vielleicht gar nicht. Trotzdem finde ich die Texte und und gesamte Thematik interessant und ansprechend =)
Zitat
Darf ich fragen, was genau das für eine Aufgabe ist (Aufsatz, Referat, Facharbeit, etc.) und aus welchem Fach sie stammt?
Tja - daraus werde ich auch nicht wirklich schlau. Wie man meinem Text entnehmen kann, hab ich diesem Satz die selbe Bedeutung wie du entnommen. Humor erleichtert uns einfach das Leben. Humor macht das Leben lebenswert. Ohne ihn würden wir Kleinigkeiten zu ernst nehmen. Er lässt und über Unwichtiges hinwegsehen. Dann stelle ich mir allerdings die Frage, ob er die Erde und die Weltgeschichte als unwichtig ansieht, was mich wieder ins Grübeln bringt.
Zitat
Kommt mit vor eine Aufforderung gerichtet an "junge Leute" (Überschrift) nicht zu zögern, wenn sie auf Missstände stoßen, sondern handeln. Leider kann ich mit diesem Satz nicht viel anfangen "Er macht die Erde zu einem kleinen Stern, die Weltgeschichte zu einem Atemzug und uns selbst bescheiden.". Erscheint mir widersprüchlich, da das Empfinden des Lebens als "Atemzug" oder "kleinem Stern" für mich eher mehr in die "Ach das ist nur ein kleiner Stern, is nicht schlimm was da passiert"-Haltung führt.
Über Denkanstöße/Aufklärung/etc. würde ich mich freuen.
"Mit dem Bauch denken" für mich gleichzusetzen mit "sich selbst favoursisieren". Wer nur an sich selbst denkt muss also lernen, dass es auch Mitmenschen gibt. Ein Zusammenspiel des Kopfs, des Bauchs und des Herzens halte ich für den optimalen Gedankengang.
Zitat
Hier (wie schon geasgt worden ist) ein zynisches Gedicht. Ich halte "mit dem Bauch denken" für etwas positives, von daher hat es eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe was er meinte (ganz sicher bin ich mir immernoch nicht). Deswegen lasse ich hier erstmal weitere Kommentare unter den Tisch fallen. Hoffe jemand schafft hier mehr Durchblick.
Oberflächliches Gerede, ohne Gehalt, mit dem Ziel, dass du dich schlecht fühlst!
„Hoffnungsgeschichten“ – Ingeborg Drewitz:
Auch fast nur leeres Gerede, Jeder ist in erster Linie nur für sich und sein Eigeninteresse verantwortlich. (Das ist nicht zwangsläufig das was uns vorteilhaft für uns erscheint und was man will.) Würde jeder so Handeln, wäre die Welt besser. Verantwortung habe ich für mich und für die, für die ich sie auf mich nehmen kann und will und nicht für die ganze Welt. Das ist ein weiter Versucht ein schlechtes Gewissen zu erzeugen, anhand von Dingen, auf die der Leser keinen Einfluss hat, um ihn zu beeinflussen. - Die Sache mit dem Humor ist schon richtig, den sollte man sich erhalten.„Kleine Neujahrsansprache vor jungen Leuten“ - Erich Kästner:
Da steckt mehr drinnen. Es geht darum, dass, wenn wir die Welt verändern wollen, wir erst lernen müssen uns selbst zu lieben. Die dort beschrieben Vorgänge sind uns nämlich nicht zuträglich und zeugen davon, dass wir uns selbst nicht lieben, weil wir unserem Eigeninteresse nicht folgen und wer sich nicht selbst lieben kann, kann auch andere nicht lieben und ihnen damit schlecht helfen.Konstantin Wecker:
Zitat
@matzedergott:
Du schreibst, dass du, wenn du Gewalt und Unrecht in deiner Umgebung siehst, versuchst, dieses auszubessern bzw. dem Geschädigten zu helfen. Erscheint mir sehr einleuchtend. Woran ich aber keinen Gefallen finden mag, ist, dass du anscheinend der Meinung bist, dass die Verantwortung mit zunehmender Entfernung zum Standort des Geschehnisses abnimmt.
Jeder Mensch ist gleich und soll auch gleich behandelt werden. So - oder zumindest in ähnlicher Form - steht es als Menschenrecht niedergeschrieben. Wird dieses Menschenrecht dann von dir nicht missachtet? Du hilfst, wo du siehst, dass Hilfe benötigt wird. Der richtige Ansatz ist meiner Meinung nach aber: Man hilft, wo Hilfe benötigt wird.
Der visuelle Aspekt, der dem Leid und Unheil Gestalt verleiht wird in unserer Gesellschaft überbewertet. In Afrika sterben täglich Kinder! - niemand berichtet davon! - niemand hilft! - Niemand weiß davon??? Warum fühlst du dich also verantwortlich für Geschehnisse in deiner Umgebung, aber nicht für solche, die weiter weg ihre Opfer finden/"für das Elend da draußen"?
Ich will die jetzt keinesfalls zu nahe treten - die meisten Menschen (die genug Mittel zur Verfügung haben und somit einem hohen Lebensstandard) denken wie du. Nur wenige helfen über diese Schwelle der Visualität hinaus - und das ist (für mich) der Grund, warum armen Menschen nicht geholfen wird. Nicht, weil man nicht könnte - sonder, weil man meint dass es so üblich ist. Weil die Mehrheit der Menschen so denkt wie du...(was jetzt aber nicht abwertend wirken soll - es gibt auch Menschen, die denken gar nicht bzw. nur an sich selbst
Zitat
An dem "Elend da drausen" fühle ich mich relativ unbeteiligt, man kanns nicht ändern weil es gibt einfach viel zu wenige Menschen die bereit wären wirklich ernsthaft dafür zu kämpfen das es besser wird. Natürlich werden jetzt erstmal alle sagen "ich wäre sofort dabei"...aber wenn ihr dabei wärt warum tut ihr es nicht jetzt? Warum handeln nicht alle die von sich behaupten sofort handeln zu würden jetzt nicht? Genau aus dieser Überlegung herraus würde ich mich nicht zu denen zählen die wirklich was tun. Allerdings schmeckt mir mein kaffee auch besser wenn fair trade draufsteht
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »matzedergott« (26.02.2009, 09:20)