Das Streben nach Glück
Tja, was soll ich sagen... eine Geschichte um die Verwirklichung des amerikanischen Traums. Rührend, zugegeben aber dennoch sehr oberflächlich, wie ich finde. Also ich denke, ohne seine Hauptdarsteller und ohne diese Regie wäre der Film nix. Die Handlung gibt zu wenig her. Mich hat ab der Mitte des Films die Synchronstimme des Jungen (hab ihn - leider - auf deutsch gesehen) angefangen, zu nerven. Die ist dermaßen unpassend - und das hab ich so empfunden, bevor ich die Originalstimme gehört hab. Ich weiß nicht, wie die Studios es permanent verkacken können, die richtigen Stimmen zu finden. Außerdem glaube ich, dass Will Smiths Potential mit diesem Film noch lange nicht ausgeschöpft ist. Er hat gezeigt, dass er was kann. Aber ausspielen konnte er´s nicht so richtig.
Abschaum
Ein junger Straftäter namens Carlin wird zusammen mit 2 anderen in eine Besserungsanstalt eingewiesen. Sofort bei der Ankunft erfahren alle 3, wie die Wärter die Ordnung im Haus halten: mit purer Gewalt. Doch auch unter den Gefangenen wird von wenigen ein Regime aus Gewalt und Angst unter Legitimation der Wärter und Leiter geführt. Carlin hat Pech, denn er wurde in das Zimmer von Banks, dem amtierenden "Daddy" des Blocks, und dessen Kumpanen eingeteilt. Carlins Ruf eilt ihm voraus und deshalb hat Banks es bereits auf ihn abgesehen. So kommt, was kommen muss: In der ersten Nacht wird Carlin grün und blau geschlagen. Und so beginnt der Kampf ums Überleben in der Anstalt für ihn und die 2 anderen, denn auch sie bleiben von all dem nicht verschont.
Was wird hier eigentlich mit Abschaum betitelt? Diese Frage stellt man sich unweigerlich, wenn man diesen Film sieht. Sind es die 3, die anfangs eingeliefert werden und von der Gesellschaft so bezeichnet werden? Sind es die Wärter? Die anderen Gefangenen? Oder die Leiter der Anstalt? Die Antwort fällt nicht leicht und pauschal kann sie erst recht nicht gegeben werden. In der Anstalt regiert die Gewalt; Rassismus, Unterdrückung und Machtmissbrauch werden mehr oder weniger offen ausgelebt. Niemand bleibt davon verschont und alle versuchen, irgendwie damit klar zu kommen. Vor allem aber versuchen alle, irgendwie zu überleben. Und entweder man arrangiert sich mit diesem System oder man ist Opfer dieses Systems. Und so betrachtet erscheint die Gewalt, die von den Gefangenen ausgeht in einem anderen Licht: zeig, dass du hart, dass du stark bist und dich durchsetzen kannst, sonst bist du der nächste. Die einzige Ausnahme dabei ist der überaus intelligente Archer. Er schafft es, sich nahezu gewaltfrei aus allem herauszuhalten. Charakteristisch ist ein Gespräch mit einem Wärter, in dem er über die grundsätzlichen Fehler dieses Systems, das sowohl die Gefangenen als auch die Wärter gefangen hält, spricht. Der Wärter, der offensichtlich mit Archers Ausführungen überfordert ist, misversteht dies als Beleidigung und reagiert entsprechend.
Ich könnte noch viel mehr zu diesem Film schreiben. Mich hat er sehr beeindruckt. Dabei spielt auch die schonungslose Gewalt, die dieser Film zeigt, eine Rolle. Aber sie steht nie im Vordergrund. Sie ist nie exzessiv, auch wenn sie dadurch nicht weniger brutal ist. Es ist die Mimik der Gefangenen, das Ausgeliefertsein, die Blicke der Wärter. Es ist dieses System, in dem Menschlichkeit keine Chance hat; in dem es nur Verlierer gibt. Es ist die Frage, wer so ein Schicksal, so eine Zeit verdient hätte. Es gibt keine Hoffnung für die Gefangenen, keine Freude. Das einzige Lächeln, das man manchmal sieht ist, wenn´s darum geht, jemanden zu verprügeln. Die Emotionen, die permanent vorherrschen, sind Wut und Trauer.
Kein Film für jedermann, sei es des Anspruchs, des Alters oder der Gewalt wegen. Aber definitiv ein sehenswerter Film, finde ich.