Hi DeathInFire,
wie ich sehe, verstehst Du die Beweggründe nicht. Ich werde Dir mal erklären, warum Menschen nach dem Sinn des Lebens fragen, oder sich Gedanken darüber machen. Neben Leuten, die einfach nur gerne herumrätseln und die neugierig sind. Diese beschäftigen sich dann allerdings nicht lange und intensiver damit. Neben diesen gibt es Leute, die gerne hinterfragen und die unglücklich sind, wenn sie in einer "Traumwelt" leben (müssen). Für diese ist die Wahrheit ein Lebensziel, ein Lebens
sinn, da diese den Drang zu wissen befriedigt. Ein weiterer Beweggrund ist Trauer oder Unzufriedenheit, bzw. auch Depression.
Letzteres kann man ganz einfach ganz einfach erklären. Ist man mit etwas unzufrieden, fragt man nach dem Sinn. Beispiel: "Mama, ich mag Onkel Klaus nicht besuchen.
Warum gehen wir denn da hin?!"
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Nun, der Sinn des Lebens ... hmmm ...
Also, ich fange einfach mal mit ein Beispiel an:
Das Universum.
Das Universum lässt uns sehr klein aussehen. Unsere Erde kommt uns vielleicht noch groß vor, ist aber so irrsinnig klein. Alleine die Sonne ist ein paartausendfach größer. Unser Sonnensystem ist in einem Menschenleben nicht durchquerbar, aber trotzdem nur ein kleiner Teil der Milchstraße - einer Galaxie. Und von Galaxien scheint es ja auch nocheinmal eine ganze Menge zu geben.
Das bedeutet wiederum, dass alles, was wir hier tun, das
Ganze an sich, nicht beeinflussen kann. Auch ist das Sonnensystem endlich.
Man kann aber auch sagen: bleiben wir auf der Erde. Auf der Erde sieht man zwar auch klein aus, aber nicht mehr ganz so klein. Der Einfluss, den man auf der Ausüben kann ist - auch sehr klein. Du kannst poppen bis zum Umfallen, trotzdem wird sich in dreihundert Jahren keine Sau mehr an Dich erinnern (es sei denn, Du bist Beethoven). Und selbst wenn, was ist denn in mehreren tausend Jahren, wenn eine neue Epoche anfängt und alles, was Du an Musik geschrieben hast, von einem Meteor zerstört wird?
Dann hat Dein Leben "nur" für 12.000 Jahre eine unbedeutende Spezies beeinflusst. Danach gibt es keine Hinweise darauf, dass es Dich je gab und was Du in Deinem Leben alles geleistet hast. Du kannst nochsoviel tun, irgendwann wirst Du vergessen werden. Dann hättest Du nie existiert.
Das ist so das Übliche, wenn man darüber nachdenkt, was der Sinn des Lebens ist, an dieser Stelle kommt jetzt ein dickes ABER:
Hat das oben etwas mit dem Sinn des Lebens an sich zu tun? Das, was ich oben beschrieben habe, ist doch nicht der Ur-Sinn des Lebens. Das beschreibt nur den (offensichlichen) grad der Beeinflussung des eigenen Lebens auf das Geschehen der Welt. Ist aber die Beeinflussung der Welt der Sinn des Lebens?
Man könnte (vom sprachlichen her) Sinn mit Bedeutung gleichsetzen, und die Bedeutung steigt mit der Beeinflussung in der Welt. Somit könnte der Sinn wirklich der Einfluss sein.
Das halte ich aber nicht für wahrscheinlich. Die Frage nach dem Sinn des Lebens als lapidare Bedeutung für unser Umweltgeschehen würde die Frage beantworten können und die Menschheit nicht vor eine Frage ohne Antwort stellen. Die (mögliche) Antwort würde lauten:
Im Alltag übe ich Einfluss auf meine Umwelt aus. Von daher hat mein Leben den hier einen Sinn. Allerdings habe ich auf das kosmische Geschehen keinen Einfluss, also bin ich für den Kosmos klein, undbedeutend und sinnlos.
Die Antwort, auch wenn sie nicht ganz stimmt oder stimmen kann, wäre eine Antwort. Allerdings geht die Sinnfrage weiter als das.
Denn, das Umwelt ist nur ein Bestandteil des Kosmos. Dies Bedeutet, es gibt immer eine höhere Einheit. Wir verfolgen unser Leben und haben einen Sinn darin: die Gesellschaft. Geht man allerdings weiter, welchen Sinn hat denn die Gesellschaft? Die Gesellschaft hat den Sinn, sich weiterzuentwickeln?? Nein, also die Gesellschaft hat an sich einen Sinn, ist aber im Kontext zu Sonnensystem sinnlos. Dieses Sonnensystem ist in der Milchstraße sinnlos.
Es gibt immer etwas höheres.
Und das ist der Knackpunkt: geht es immer so weiter? Gibt es immer etwas höheres? Wenn ja, dann wäre
alles sinnlos, da unsere Welt unendlich wäre.
Hört das "Höhere" irgendwann mal auf (ein Gott), so müsste dieser alles bestimmen, also auch den Sinn von allem, was unter ihm steht, also auch unseren.
Aber: was ist wahrscheinlicher? Dass es eine höchste, allesbestimmende Ebene ist
ODER dass es keine gibt und akzeptieren unsere Vergänglichkeit und Unwichtigkeit (Anm.: der Mensch ist eitel).
Zumal Gott als Erklärung sehr viele Fragen aufwerfen würde. Wie kommt es, dass eine Ebene den Sinn von etwas repräsentiert? Woher kommt diese Ebene? Warum tut sie dies? Warum hätte es nicht schon einige "Ebenen" weiter vorher aufhören können?
Im christlichen Glauben wird Gott z.T. als "sinngebende Gewalt" beschrieben, indem gesagt wurde, dass Gott der allmächtige Erschaffer ist.
Allerdings geht es im Christentum auch um eine Art Traum des Menschen: erstens Unsterblichkeit und zweitens Glück in dieser.
Das heißt, man kann hier geteilter Auffassung sein: entwerder es gibt eine Endlichkeit und wir sind irgendeiner Willkür ausgeliefert, oder es gibt sie nicht, alles hört nie auf und somit sind wir unbedeutend.
Doch trotz der Skeptik beeinflusst die Frage den Alltag enorm: das Leben macht keinen Sinn, Du hast keine Bedeutung. Folge: Auch Mitmenschen hätten keine. Folge: Du könntest so egoistisch Leben, wie Du möchtest, soviel Schaden anrichten, wie Du willst, schikanieren, diskriminieren und töten. Wenn Du es geschickt anstellst, gäbe es nichtmal eine Gefängnisstrafe.
Kurz: Die Sinnlosigkeit des Lebens würde uns aus der Verantwortung entlassen, das in unseren Augen sinnvolle zu tun.
Trotzdem ist es nicht so - und wäre das nicht ein Beweis, dass das Leben einen Sinn haben muss?
Sagen wir, ein bestimmter Teil im Leben ist sinnvoll. Ist die höhere Ebene dann auch sinnvoll? Würde es bedeuten, dass das Unendliche ein Sinn in sich ist und erst die untere Ebene der oberen einen Sinn verleit. Gott wäre somit aufgeschmissen, ohne uns (gäbe es ihn).
Ist die Frage nach dem Sinn also eine Missinterpretation, wenn sie sofort deprimierend ist?
Murphy