Auszug aus Im Kongo von Urs Widmer (eigens abgetippt^^):
Die Frauen der Giganten tauchen zu der Zeit unerkannt auf den Märkten fremder Stämme auf. Sie tragen einfachste Gewänder, keinen Putz. Nur ihre atemberaubende Schönheit kann sie entlarven, tut dies zuweilen auch: dann werden sie von den schreienden Weibern nieder gemetzelt. Sonst gehen sie dahin, dorthin. Suchen nach dem Sohn des Häuptlings. Oh, ihre Augen. Die Lippen. Die Zunge. Oft, immer eigentlich, folgt der junge Mann der Frau in ihr Zelt. Sie erscheint ihm, der der nächste Löwenherrscher hätte werden können, von den Himmeln gesandt. Nackt, schlank, kundig. Sie bettet ihn auf den Rücken, küsst ihn auf den Mund und Brust und legt dann den Kopf auf Bauch – er sieht ihr Kraushaar von hinten – und saugt ihn aus. Saugt und saugt – ob, vorerst möchte sich der Herrschersohn verströmen vor Lust -, saugt weiter, erbarmungslos, bis sein Genuss in Schmerz umschlägt und er Halt inne! Rufen möchte, aber dafür ist’s nun zu spät, er ist zu schwach und sie ist zu stark, so will endlich, dass sie den ganzen Häuptlingssohn einschlürft mit Haut und Haar und nur noch das weiterhin steife Glied in ihrem Mund bliebt. Alle Gigantenfrauen tun dies. Die eingesogenen Männer geben ihnen jene Kraft, die sie brauchen, wollen sie den Machtvollen für ein weiteres Jahr gewachsen sein. – Mit dem Penis als Beweis gehen sie zurück. Manche behalten ihn im Mund, wie eine Zigarre, die meisten binden ihn an ihre Gürtel. Eine Frau, die so angetroffen wird, darf nicht getötet werden. Gefahrlos schreite sie durch das schweigende Heer des Todfeinds. Alle starren auf den Sohn des Häuptlings, das, was von ihm geblieben ist, im Mund der schönen Feindin oder an ihrem Bauch baumelnd. – Du, geh weg, wenn du eine Schöne siehst. Verbirg dich. Sie wird dir Augen machen, Augen! Traue ihnen nicht, diesen Blicken. Oder tu es. Es wird herrlich sein: und das letzte Mal.