Matze, ich hab schonmal geschrieben, dass es der Mix is, der entscheidend is. Erst in der Kombination spielen die erneuerbaren Energien (EE) ihre Stärken voll aus. Das is der Punkt. Außerdem wird zur Zeit, die Kraft-Wärme-Kopplung ausgebaut, welche die Effizienz von Kohlekraftwerken weiter steigert.
Du meinst, die Kosten seien jenseits von Gut und Böse. Ja... wenn die Kosten von heute doch nur alles wären. Die Folgen - oder besser: die Schäden - für Mensch und Umwelt, die durch Verstrahlung auftreten, und welche der Klimawandel direkt und indirekt nach sich zieht, die sind jenseits von Gut und Böse. Die werden wesentlich höher und tiefgreifender sein, als das was es jetz kosten würde.
Kein Staat kann es sich leisten, mit Investitionen in EE zu warten, bis die fossilen Energieträger zur Neige gehen. Denn das isses zu spät. Dann steigt die Nachfrage und das Rennen darum beginnt. Und was das heißt, brauch ich, glaub ich, nich zu erklären.
Und diese Neige wird schneller kommen, als viele denken: China wächst schnell - sehr schnell. Und mit dem Wachstum braucht China mehr Energie.
Es würde jedem Staat mehr als gut tun sich so schnell wie möglich unabhägig von fossilen Energieträgern zu machen, denn das macht ihn gleichzeitig auch wirtschaftlich und politisch unabhängiger. Das wird noch sehr bedeutend in den nächsten Jahren werden.
Hab mir die Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums mal angeguckt und was soll ich sagen... wie für dieses Ministerium üblich trieft sie vor Lobbyismus.
Vor dem Hintergrund des beschlossenen Kernkraftausstiegs sehen die Gutachter einen hohen Zubaubedarf an konventionellen Kraftwerken, um die Versorgungssicherheit auch zukünftig zu gewährleisten. Zwar wird eine enorme Zunahme der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien insbesondere Windkraftanlagen unterstellt, doch unterliegt diese Art der Stromproduktion naturgemäß starken Schwankungen, so dass sie nur zu einem geringen Teil zur gesicherten Leistung beiträgt.
Aber natürlich! Bauen wir weiter die alten Kraftwerke mit ihrem schlechten Wirkungsgrad und ihrer Umweltunverträglichkeit. Damit wir auch in Zukunft weiterhin die Luft verpesten und sicher auch in Zukunft abhängig von fossilen Brennstoffen sind.
Is klar, dass das mit dem Umstieg nich so hin hauen kann, wenn die nur auf Windkraft eingehen. Die haben´s nich verstanden. Der Mix macht´s. Darauf basiert der Umstieg auf EE. Fängt also schonmal gut beschränkt an.
Die Gutachter weisen jedoch zu Recht darauf hin, dass die Investitionspläne auch rechtzeitig realisiert werden müssen und daher nicht auf Akzeptanzprobleme an den jeweiligen Standorten treffen dürfen. Sie schließen sogar Versorgungsengpässe nicht aus, sollten die Akzeptanzprobleme sich als dauerhaft erweisen.
Jap, immer schnell schnell. Denn Zeit ist Geld, nich wahr?
Aber Akzeptanzproblem is ´ne schöne Umschreibung für Widerstand aus der Bevölkerung gegen die Bauvorhaben. Klingt immerhin nich so nach Bürger und Wille der Bevölkerung. Da haben die Autoren gute Arbeit geleistet.
"Es wäre unverantwortlich, Kohlekraftwerksprojekten, die alle Umweltanforderungen erfüllen, mit Blick auf die CO2-Emissionen die Genehmigung zu verweigern. Mit einer solchen Vorgehensweise wird die Versorgungssicherheit aufs Spiel gesetzt ohne einen klimapolitischen Nutzen."
Haha!

Der Glos nimmt ernsthaft die Klimapolitik in den Mund! Weil Kohlekraftwerke ja die Klimafreunde schlechthin sind, was? Oh Mann, der wurde zu Recht ausgetauscht.
Zu Recht wird in dem Gutachten darauf hingewiesen, dass Verzögerungen von Investitionsvorhaben auf jeden Fall zu höheren Strompreisen führen, denn ältere Kraftwerke mit niedrigen Wirkungsgraden müssten länger am Netz bleiben, um eventuellen Erzeugungsengpässen entgegenzuwirken.
Dass die Energiemafie ihre Preise mitlerweile nach Gusto bestimmt, is schon hinlänglich bekannt. Dass also gerade die teure Kernenergie also den Preis
stabil (von ´ner möglichen Senkung is - trotz implizit höherem Wirkungsgrad gar nich erst die Rede) halten soll, entbehrt jeder Logik.
Die Argumentation an sich is völliger Schwachsinn: Die Stromkonzerne versuchen ja gerade, die alten Kraftwerke so lange wie möglich laufen zu lassen, weil diese billiger im Unterhalt sind und damit sie keine neuen bauen müssen.
"Ich plädiere mit Nachdruck dafür, noch einmal darüber nachzudenken, ob wir uns den Luxus eines vorzeitigen Kernkraftausstiegs leisten können. Wir riskieren Versorgungssicherheitsprobleme, setzen die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie wegen hoher Strompreise(!!!) aufs Spiel und erschweren unnötig unsere ehrgeizigen Bemühungen beim Klimaschutz. Alle rationalen Gründe sprechen für eine Verlängerung der Kernkraftwerkslaufzeiten"
Das is Original BDEW-Propaganda (siehe unten). Einen Ausstieg bringen wir nich. Wenn wir´s wagen, dann droht uns x (Versorgungsausfall), y (höherer Strompreis) und z (Niederlage im internationalen Wettbewerb). Standard, wie vom Wirtschaftsminister(ium) üblich.
Und hohe Strompreise... is klar. Also wenn die aktuellen Preise nich hoch sind, dann weiß ich auch nich. Ach und übrigens werden wir alle sterben bei ´nem Kernausstieg.
All das is typische Rhetorik der Stromkonzerne. Die sagen genau das.
Was wurde u.a. als Quelle herangezogen? Der Verband der Netzbetreiber (VDN), der in den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) überging. Was sagt uns
Wikipedia über den VDN?
In der Öffentlichkeit ist er vor allem bekannt geworden als einer der maßgeblichen Verbände, die an der Verbändevereinbarung im Zuge der Liberalisierung und Regulierung des Strommarktes mitwirkten.
Ach. Und der BDEW?
Der BDEW wird allerdings von der Fachwelt mehr als Interessenvertretung und Lobbyverband aufgefasst statt als technisch unabhängige Regelsetzung
Ups.
Naja, ich will ehrlich sein: beide Verbände werden - sofern ich das soweit überblicken konnte - in der Studie nich allzu ausführlich zitiert.
Aber wenn die Studie sich auf den VDN bezieht, wenn sie sagt, das 87% der gestiegenen Kraftwerksleistung aus dem Zubau von Windkraftanlagen kommen, dann bin ich schon äußerst skeptisch. Zumal diese Studie ausblendet, dass Windkraft nie alleiniger oder mit dermaßen Vorsprung stehender Träger von EE sein wird und in den nächsten Jahren eher mit dem Bau von anderen EE-Kraftwerken zu rechnen is.
Ich weiß, insgesamt gesehen, nich so richtig, was schlimmer is: dass diese Pressemitteilung die Positionen der Stromkonzerne 1:1 vertritt ("schnell schnell, Hauptsache Kohle- oder Kernkraft, scheiß auf die EE") oder dass der Widerstand der Bevölkerung als Problem gesehen wird, dass unsere Versorgungssicherheit und unsere wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit gefährdet.
Es gibt immerhin schon Anbieter, die nur Ökostrom only liefern - kein Wort davon.
Und ununterbrochen heißt es, die Oköenergiebranche sei die Zukunft, sei im Aufwind und ganz besonders die Deutsche gilt weltweit als innovativste - kein Wort davon.